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Das Kloster Rupertsberg

Urpsrung und Gründung

Der Name des Klosters ist zurückzuführen auf den hl. Rupertus von Bingen (712-732), der sich als Thronerbe von Friesland nach einer Pilgerreise nach Rom entschloss, sein gesamtes Eigentum zu verkaufen, das Geld den Armen zu schenken um dem Vorbild Jesu Christi nachzufolgen. Er gehörte vermutlich zur Grafenfamilie der Rupertiner, die in königlichem Auftrag das Land um den Mittelrhein zwischen Speyer und Bingen verwalteten.

Unter der tatkräftigen Unterstützung seiner Mutter Berta, der Mutter des Majordomus Pippin II., baute er das Sozialwerk am Rhein-Nahe-Eck weiter aus und verhalf dadurch dem Binger Land zu Wohlstand und Blüte. Nach dem Tod ihres Mannes, verließ Berta mit ihrem Sohn den Familiensitz, der vermutlich auf der Burg Lubun bei Münster-Sarmsheim lag, um gegenüber der Stadt Bingen, auf dem Gebiet des heutigen Bingerbrück, ein Xenodochium, d.h. eine Heimstatt für Pilger und Kranke zu errichten.

Sein Grab und das seiner Mutter befand sich in der von beiden auf dem Rupertsberg, einer Felsnase über der Nahemündung auf dem linken Steilufer der Nahe erbauten kleinen Kapelle.
An der Stelle dieser, seit dem Normannensturm Ende des 9. Jahrhunderts zur Ruine verfallenen Kirche, errichtete Hildegard von Bingen nach ihrem Weggang vom Disibodenberg um 1150 ihr neues Kloster. Neben der spirituellen Bedeutung des Ortes durch den heiligen Rupert, den Hildegard sehr verehrte, war der Rupertsberg günstig gelegen an den Verkehrs- und Kommunikationswegen des Rheines und der Nahe - ein wichtiger Gesichtspunkt für die weltoffene und belesene Äptissin.

Am 1. Mai 1152 wurde die Klosterkirche  - eine dreischiffige Basilika ohne Querschiff mit zwei Türmen - durch Erzbischof Heinrich I. von Mainz geweiht. Für dass Kloster begann ein wirtschaftlicher und geistlicher Aufstieg, zu dem natürlich auch die zunehmende Berühmtheit Hildegards beitrug. Der Zulauf war so stark, dass Hildegard 1165 das Kloster Eibingen bei Rüdesheim erwarb und hier einen ebenfalls von ihr betreuten Nonnenkonvent einrichtete.

W. Zimmermann (1935) beschreibt die Kirche als eine Pfeilerbasilika mit östlicher halbrunder Apsis und zwei viereckigen Osttürmen zu Seiten des Chorquadrats. Die Türme durch Lisenen mit verbindendem Rundbogenfries gegliedert. Die Fenster der Apsis anscheinend im 14. Jahrhundert erweitert.
Rita Otto (1976) nimmt für das Langhaus sieben Arkaden an und errechnet deren Länge mit insgesamt etwa 30 m. Aus der gleichmäßigen Reihung der Obergadenfenster schließt sie auf eine Flachdecke, aus dem runden Chorbogen auf einen tonnengewölbten Chor.

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Zerstörung

Das Ende des Klosters Rupertsberg

Nach dem Tode Hildegards im Jahr 1179, verlor das Kloster zunehmend sein geistiges Erbe und zeigte dann im 15. Jahrhundert, wie dies bei den meisten anderen Benediktinerklöstern in jener Zeit geschah, Zeichen eines monastischen Niedergangs. Eine schwierig verlaufende Reformierung zum Teil gegen erheblichen politischen Widerstand auch über Konflikte mit der Gemeinde Bingen und ein Versuch umfangreiche bauliche Wiederherstellungsmaßnahmen durchzuführen, scheiterten 1632 endgültig auch die Plünderung und Brandschatzung durch schwedische Truppen im dreißigjährigen Krieges.

"...Etwa 485 Jahre nachdem die hl. Hildegard das Kloster gründete, steht die stattliche Anlage in Flammen. Die dreischiffige und 30 Meter lange alte Klosterkirche und der gesamte große Gebäudekomplex wurden zu Ruinen, bis weit in den Rheingau konnte man den Feuerschein am Himmel beobachten.

"...Auslöser für das Feuer waren kein Unglück und auch keine Kampfhandlungen, sondern taktische Überlegungen der in Bingen lagernden schwedischen Truppen Gustav Adolfs. Seit 14 Jahren befand sich Deutschland im sogenannten 30-jährigen Krieg. Die Katholische Liga kämpfte mit den kaiserlichen Truppen gegen die Protestantische Union.

"...Pförtner Hans musste miterleben, wie die schwedische Soldateska das Kloster besetzte. Man hielt sich schadlos am Vieh und den Weinvorräten. [...] Schildwachen wurden postiert, alle wurden aufgefordert das Kloster zu verlassen. Der Restkonvent zog in die Binger Gasse Auf der Scharn (heute Scharngasse), dem Kloster gehörte hier ein baufälliges Haus, das man bezog. Nur der treue Pförtner Hans und der Schaffner widersetzten sich und blieben. Die schwedische Soldateska plünderte zunächst noch einmal kräftig. Man durchkämmte die Zellen der Nonnen, suchte Kirche und Sakristei heim und nahm mit, was man tragen konnte. Nur die Krypta unter der Kirche wurde vergessen, hier waren zwischen den Gruften der Heiligen Teile der Klosterbibliothek versteckt.
Dann schritt der Brandmeister zur Tat. Es war übrigens ein gebürtiger Binger, der das Inbrandsetzen befehligte, der Wachtmeister Alexander Hanna. Er stand im Dienst des mit Schweden verbündeten Regiments des Jakob Ramsa aus dem Elsass.

"...Für die verbliebenen Laienschwestern war die Situation ein schweres Unheil. Sie mussten die Plünderung und das Feuerlegen ohnmächtig von der anderen Naheseite mit ansehen. War das schon schlimm genug, blieben sie trotzdem nicht tatenlos. Unter Gefahr für Leben und Leib gelang es ihnen, in der auf den Brand folgenden Nacht, einige wichtige Gegenstände insbesondere aus dem Gewölbe unter dem Mittelschiff, an sich zu bringen und in die Binger Stiftskirche St. Martin zu schaffen.
Sie haben damit der Nachwelt unersetzbare Schätze erhalten. Dass heute noch die Reliquien der Binger Heiligen Hildegard, Rupertus und Berta vorhanden sind, verdanken wir Schwester Sybille und ihren couragierten Mitschwestern. Auch der „Rupertsberger Riesencodex“ verdankt den heroischen Schwestern seine Erhaltung. " Alle Zitate 3)

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Verfall der Ruine

Das Kloster verschwindet aus der Landschaft

"...Trotz aller Mühen blieb die Neubelebung des Rupertsberger Konvents aus. Die Umstände waren dagegen. Der Krieg ging ja noch Jahre weiter. Soldaten raubten weiter Lebensmittel und Vieh, zudem lagen nicht nur der Klosterbesitz, sondern auch die meisten anderen landwirtschaftlichen Felder unbewirtschaftet darnieder. Der Binger Schultheis berichtete, man ernähre sich von „Kräutern und Laub, aber auch Ratten und Hunde werden verspeist“. Tätliche Auseinandersetzungen um Nahrung, zum Teil mit tödlichem Ausgang, waren nicht selten. Ursula von Sickingen versuchte noch einen Neuanfang. Aber es mangelte an allem, trockene Räume, Chorbücher und Lebensmittel und vieles andere gab es nicht..."

"...Monastisches Leben sollte also am Rupertsberg nicht mehr einkehren. Verschiedene Reparaturmaßnahmen an Dach und Wänden erwiesen sich als unzureichend. Die Klosteranlage verfiel zur Ruine, sie diente schließlich als Steinbruch zum Bau von Wirtschaftsgebäuden für das Klostergut. Später, 1729, baute man noch im Seitenschiff eine Marienkapelle ein, man hoffte vergeblich auf die Wiederbelebung der Wallfahrten..." Alle Zitate 3)

Im Zuge der Sekularisierung Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Restanwesen mit der Rupertsberger Ruine versteigert. Schon 1819 standen von den ehemaligen Klosterbauten nur noch die Grundmauern. In die Kirchenruine baute man ein Haus ein. Aus dem Restgebäude der ehemaligen Klosterkirche wurden dann im 19. Jahrhundert ein Gasthaus und Hotel.
Als 1857 für den Bau der Nahetal-Eisenbahn der Felsen gesprengt wurde, auf dem sich die Reste der Türme und des Chores befanden, verschwanden auch die letzten sichtbaren Spuren der Klosteranlage. Dieser Sprengung fiel auch, soweit noch vorhanden, die Grabkrypta unter dem Chorraum zum Opfer. Es blieben nur die Teile der romanischen Kirchenarchitektur erhalten, die in Wohngebäude mit einbezogen waren, eben die fünf Arkadenbögen im heutigen Würthschen Haus.

In den Räumen des Rupertsberger Gewölbes, das sich im unterirdischen Teil des ehemaligen Klosterareals befindet, trägt heute die Rupertsberger Hildegard-Gesellschaft Bingen e.V. das Erbe der hl. Hildegard weiter.

Quellen:
1) https://www.klosterlexikon-rlp.de/rheinhessen/bingen-rupertsberg.html
2) https://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/bingerbrueck/kulturdenkmaeler/
3) Docplayer: Schicksal eines klosters von Dr Achim Geisthardt

Links:
https://www.rupertsberger-hildegardgesellschaft.de/der-rupertsberg-2/der-rupertsberg/
https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Rupertsberg
https://cms.vivat.de/themenwelten/reisen/klosterurlaub/kloster-rupertsberg.html

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